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Frühstück für Champions

Viel zu viel Zeit ohne einen Beitrag ist vergangen, das wollen wir jetzt langsam ändern.

Langsam – lento . . . eine Beschreibung, die auf unser Leben in Deutschland und auf unseren bisherigen Reisen eher nicht zutrifft.

Von Köln auf dem Landweg bis in die Mongolei und zurück in 7 Wochen. Heute weiß ich nicht mehr, wie wir das damals geschafft haben. Klar, noch ohne Kinder aber auch wir hatten damals offensichtlich ordentlich Sitzfleisch.
Auf der Zentralasienreise als Lisanne klein war, sind wir schon deutlich weniger pro Tag gefahren. In knapp sechs Monaten „nur“ 40.000 Kilometer.

Jetzt sind wir bereits drei Monate unterwegs und haben gerade mal 10.000 km „geschafft“. Jedes Mal, wenn uns Leute fragen, was unser Plan ist, zucken wir mit den Schultern, denn wir haben keinen Plan. Außer vorzugsweise Avocado zum Frühstück, Mango zum Mittagessen und zum Abendessen einen Bonito. Und es sollte nicht zu kühl sein.

Diese Planlosigkeit ist toll! Wir haben maximal bis Sommer nächstes Jahr Zeit, Arvid ist noch soooo jung (die Bezeichnung klein, würde ihm nicht gerecht werden 🙂 ) und wir wollen viele Sachen hier in Südamerika wegen Arvid nicht machen. Beispielsweise Pässe mit einem längeren Aufenthalt oder einer Nacht über 2500 Metern oder mosquitoreiche Gegenden wie das Patanal in Brasilien.
Dieser für viele vielleicht einschränkende Zustand hat bei uns bewirkt, dass wir uns nicht mehr getrieben fühlen, in der Zeit, die wir haben alle tollen Orte abzuklappern. Denn dann wären anderthalb Jahre doch zu wenig. Stattdessen bleiben wir auch, wenn es uns gefällt, an einem Standplatz mehrere Tage. Das gabs früher nur gezwungenermaßen bei Rahmen- oder Federbruch 😀

Da wir uns mehr Zeit lassen, kam es auch zu folgender Begegnung:

Nördlich von Punto Los Choros, im April ein eher verschlafenes chilenisches Fischerdorf allerdings mit der Infrastruktur für zahlreichen Inlandstourismus in den Sommermonaten, waren wir auf der Suche nach einem Platz für die Nacht. Dort wo sich die Touristen tummeln, wird früher oder später meist das Campen durch Mäuerchen und Schranken eingeschränkt.
So auch nördlich von Punto Los Choros. Wir hatten an dem Tag aber keine Lust mehr weiter zu fahren und so fuhren wir einen Weg zum Meer hinab, dessen Schranke im Gegensatz zu den anderen weit offen stand.

Am Hafen von Punto Los Choros mit Blick auf die Isla Choros

Ein kleines Haus und ein auf einem Schotterparkplatz abgestellter Wohnwagen kamen in Sicht. Unten am Meer war ein kleiner Hafen. Neben dem Haus arbeitete ein Chilene, winkte uns zu und sprach im wilden Spanisch auf uns ein. Ich konnte nicht alles verstehen aber es war eindeutig, dass wir uns hinstellen können, wo wir wollen und der nette Chilene sich über unseren Besuch freute.

Unser Mittagsplatz bei Viktor

Wir fuhren zunächst etwas weiter weg von Hafen und Haus und machten eine Mittagspause. Anschließend gingen Lisanne und Lukas auf Erkundungstour.
Das gegenüber vom Haus abgestellte Wohnmobil gehörte Carlos, der seinen Freund Viktor (der winkende Mann) besuchte. Carlos lebt eigentlich in Santiago und ist Geschäftsführer einer Logistikfirma. Ähnlich wie Lukas hat er tolle Mitarbeiter, sodass er sich erlauben kann, viel unterwegs zu sein.
Carlos “zwang” Lukas ein erstes Glas Wein auf und für Lisanne gab es Nüsse und Wasser. Letzteres eigentlich eher angemessen zur Mittagszeit.

Als Lisanne und Lukas zurück zum Unimog kamen, beschlossen wir uns hoch, neben Carlos Wohnmobil zu stellen. Auf diese Weise erhofften wir uns noch mehr in Kontakt mit Carlos und Viktor zu kommen.
Unsere Hoffnungen wurden erfüllt!!

Am nächsten Morgen beobachteten wir zunächst einen jungen Biologen beim Vermessen von Algen, als Carlos und Viktor bewaffnet mit einem Stößel, Netz, Messer und Zitronen ebenfalls runter zum Wasser kamen und uns, mal wieder, wild gestikulierend aufforderten ihnen zu folgen.

Viktor, mit Spitznamen Sure (Süden) genannt, verschwand mit dem Netz im Meer und sammelte dort Seeigel.
Er brachte Carlos die ersten Seeigel und Carlos zeigte uns daraufhin das, so wie die beiden es nannten, Frühstück für Champions!
Mit einem Stein schlug er sachte, kreisförmig auf den Seeigel ein, sodass sich der Seeigel öffnete. Dann ging er mit den Finger einmal von innen am Rand des Seeigels entlang und löste auf diese Weise den goldgelben Rogen des Seeigels vom Schalenrand ab. Einen Spritzer Zitrone drauf und fertig ist das Frühstück.
Ich muss sagen, die Konsistenz war nicht so meins aber Lukas und Lisanne fanden gefallen an diesem ungewöhnlichen Frühstück. Lukas versuchte sich auch mal daran einen Seeigel zu öffnen, nach dem ersten, den er mit zu viel Kraft aufklopfte, klappten die nächsten sehr gut. Viktor und Carlos sagten ihm daraufhin, dass er den Ureinwohnern alle Ehre machen würde.

Dies ganze Netz und noch mehr Seeigeln wurden verspeist
Der Meister beim Öffnen eines Seeigels
Sure isst bzw. trinkt übrigens den Seeigel komplett auf inklusive kleiner Krebse, die vom Seeigel verspeist wurden

Am nächsten Tag kaufte Carlos einen Bonito, einen kleinen Thunfisch, und Carlos und Sure luden uns diesmal zum Abendessen ein. Bonito hatten wir bis dahin vergeblich versucht zu angeln.
Ich machte einen Kartoffelsalat dazu und wir hatten einen sehr leckeren gemeinsamen Abend.

Wir verbrachten insgesamt drei sehr schöne Tage bei Sure an der Pazifikküste. Zum Abschied schenkten wir den beiden eine Flasche Kirschwasser, die wir noch im Auto hatten.
Carlos, den Lukas in der ersten dortigen Nacht nach ausgiebigen Weingenuss am Abend mit Sure mit dem Kopf auf dem Tisch liegend schlafend vorfand und nach dieser nicht so erholsamen Nacht dem Alkohol eher abgeneigt war, meinte auf das Geschenk, dass er danach drei Tage auf dem Tisch schlafen müsse.

Carlos und Sure

Es waren tolle Tage bevor es für uns weiter in die Region Atacama ging!

Auf unserem Weg Richtung Süden durch Chile, werden wir Sure garantiert nochmal besuchen.

Übrigens sind die Seeigel eine echte Plage an den Küsten, da sie Seetang und Algen großflächig abgrasen und so den Lebensraum vieler anderer Meeresbewohner zerstören.

Vor Punto Los Choros liegen die Inseln Isla Damas, Isla Gaviota und Isla Choros. Dort kann man sich mit dem Boot hinfahren lassen und teilweise die Inseln auch betreten. Zu beobachten gibt es dort Humboldt- und Magellan-Pinguine sowie Pelikane, Vögel, Robben und Seeelefanten. Wir haben keinen Ausflug dorthin besucht, da wir unser eigenes Boot dabei haben und schon zuvor in den Genuss von Pinguinen, Robben und Co gekommen sind. Aber davon berichten wir ein anderes mal . . .

Sure’s Boot „Tata Pescado“ übersetzt Onkel Fischer

Nathi

6 Kommentare

  1. Klaus Timpe Klaus Timpe

    Hallo Ihr Vier,
    ich freue mich das der Lokimog wieder Reiseberichte schreibt.
    Ich habe gerade schon herzlich gelacht als die größe von Arvid beschrieben wurde.
    Wir freuen uns das es Euch gut geht und Ihr immer wieder so nette Leute kennen lernt.
    Bis bald Opa Klaus

  2. Ulla Brehm Ulla Brehm

    Bow, da freu ich mich wie Bolle, endlich ein ausführlicher Bericht auf lukimog.com! Wie herrlich, dass Ihr das alles sehen und erleben könnt; auch wenn Arvid noch „klein“ ist, so schnell wie er bisher gewachsen ist, so schnell wird er auch – im Schlepptau von Lisanne– große Freude am freien Leben haben. Ich wußte nicht, dass Ihr nochmal zurück in Chiles Süden fahren wollt, da wird es doch kalt sein, sagt nur, dass Ihr Euch nach Winter sehnt. sicher bleibt Ihr an der Pazifikseite, oder??? Oder über Punta Arenas auf die FalklandInseln?????? Ich freu mich für Lukas und Dich Nathi, dass „gebunkertes“ deutsches Kirschwasser entstandene Freundschaften noch mehr vertieft werden können! Eine gute Weiterreise in Peru, fahrt abseits der Höhenstraßen, wie Ihr auch vorhabt. Genießt die Zeit, Grüße an Euch alle, bis auf (sehr) bald wieder, Ulla, Oma, UrUlla

  3. Holle Holle

    Hallo Ihr vier;
    danke für Euren ersten interessanten Bericht aus der Ferne!
    Ich freue mich auf weitere Erlebnisse mit sagenhaft tollen Landschaftsbildern!
    Auch Ihr vier solltet mal zu sehen sein! :))

    Liebe Grüße von Holle

  4. Carrasco Carrasco

    Es increíble la trayectoria que tienen… los acabo de ver en Perú… en ilo….. no se a donde se dirigen pero les deseo suerte 💪

  5. Wutz Wutz

    Macht wieder Spaß, Deinen Blog zu lesen. Freue mich auf mehr. Liebe Grüße

  6. Contreras Contreras

    Hola mi nombre es Julio y nos conocimos hoy día en Antofagasta , en el estacionamiento de la playa del Trocadéro, te recomiendo un grupo de face book, llamado
    “ Viajeros por el sur de Chile“
    Hay muchos consejos y recomendaciones y ayuda

    Si puedes darme información del valor del Unimog, y si lo venderlas la final de tu viaje?

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